Das frühere Kinderheim in Schaumburg ist auch unter dem Namen „Dr.-Ritter-Heim“ bekannt. Nach seinem früheren Betreiber: 1936 hatte selbiger Dr. Heinz Ritter das Grundstück Rosenthaler Straße 15 erworben und hier ein Kinderheim eingerichtet. Die Eheleute Heinz und Renate Ritter betrieben das „pädagogische Schülerheim“ bis in die späten sechziger Jahre. Von 1968 bis 1976/1977 pachteten dann die Eheleute G. das Kinderheim. Auf diese Zeit beziehen sich die hier erstmals veröffentlichten Schilderungen der früheren Heimkinder.

Rinteln

Ein Heimkind kämpft um späte Aufklärung

Von Theodor Samt

Theodor Samt (richtiger Name der Redaktion bekannt) war von 1971 bis 1972 für rund anderthalb Jahre im Kinderheim Schaumburg untergebracht. In einer „Nacht- und Nebelaktion“ sei das Heim vom Hamburger Jugendamt im Jahr 1976 geschlossen worden, sagt Theodor Samt – „die dort herrschenden Zustände waren bekannt geworden“.

Bei ihm selber habe ein Klassentreffen im Mai 2009 – von zwei früheren Mitschülerinnen der Grundschule Schaumburg organisiert – einen „Flashback an Erinnerungen“ ausgelöst, wie Samt es formuliert. Erinnerungen, die er in seinem Beitrag schildert. Und das Treffen löste bei Samt auch den Impuls aus, um öffentliche Aufarbeitung und nachträgliche Gerechtigkeit zu kämpfen: In einem Schreiben an das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit vom 19. Mai 2009 fordert Samt die Durchforstung von Unterlagen über das Haus G. sowie seine eigene Anerkennung als heimgeschädigtes Kind.

Die wenig zufriedenstellende Antwort aus Hannover kommt einen guten Monat später: Es sei nicht gelungen, noch verwertbare Informationen ausfindig zu machen, schreibt ein Ministeriums-Mitarbeiter, vermutlich seien die Akten über das Kinderheim vernichtet worden. Recherchen unserer Zeitung kommen zu demselben Ergebnis: Weder beim Landkreis Schaumburg noch im Staatsarchiv Bückeburg sind aussagekräftige Quellen über das Heim vorhanden.

Mittlerweile ist das Kinderheim Schaumburg längst Geschichte. 1978 wurde das Grundstück an das Rheinhauser Bildungs- und Freizeitwerk verkauft, heute ist das Haus in Privatbesitz. Die Eheleute G. sind verstorben.

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